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WORUM GEHT ES?

Noch vor wenigen Jahren konnte man als Freelancer, wenn man sich einmal ein wenig etabliert hatte, ziemlich bequem leben. Man hat irgendwelche kleinen bis mittel-großen Aufträge bekommen und konnte sich damit –– auch ohne sich Arme und Beine ausreißen zu müssen –– ganz gut über Wasser halten. Und das selbst dann, wenn man lediglich im Mittelfeld tätig war. Wenn man also nicht die Mega-Ambitionen hatte, der Superfreelancer zu sein. Wenn man also nur einfach gute Qualität liefern wollte, um dafür fair bezahlt zu werden.

In den letzten Jahren scheint das nicht mehr so richtig zu funktionieren.

Warum? Es gibt auf dem freien Markt im Prinzip nur zwei Spiele, die gespielt werden – das eine Spiel führt zu einem Positionswettkampf und das andere zu einem Preiswettkampf. Das war damals so. Das ist heute so. Was heute anders ist, ist die Markttransparenz und die effektive Marktgröße. Es sind diese Faktoren, die das Mittelfeld langsam aber sicher verschwinden lassen.

 

NÄCHSTE SCHRITTE

Schreibe alles auf, womit Du Deine Zeit verbringst – und vor allem wie VIEL Zeit Du damit verbringst und was es Dir unter dem Strich bringt:

  • Wie lange sitzt Du an welchen Aufträgen? Produkten? Projekten? Korrekturen? Vorbereitungen? Nachbereitungen? …
  • Wie relevant sind einzelne Projekte/ Kunden/ Lieferanten / Produkte letztendlich für Dein Ergebnis?
  • Wofür solltest Du mehr Zeit einteilen, weil es überproportional positive Ergebnisse erwirtschaftet?
  • Wofür solltest Du weniger Zeit einteilen, weil es am Ende des Tages nicht viel nutzt?

Ich habe mir auf die Fahnen geschrieben, möglichst vielen Kreativen dabei zu helfen, dieses Dilemma für sich zu lösen – zumal die Welt nun noch chaotischer zu werden droht.
Ich kann Dir aber nur helfen, wenn ich weiß, was Deine Fragen sind!

Lass es mich wissen, ok?

AUDIOFILE / HÖRDATEI

Freelancer im Mittelfeld

by Lassal | The Weekly Napkin 07

FULL TRANSCRIPT / ABSCHRIFT

  • Noch vor wenigen Jahren konnte man als Freelancer, wenn man sich einmal ein wenig etabliert hatte, ziemlich bequem leben. Man hat irgendwelche kleinen bis mittel-großen Aufträge bekommen und konnte sich damit –– auch ohne sich Arme und Beine ausreißen zu müssen –– ganz gut über Wasser halten. Und das selbst dann, wenn man lediglich im Mittelfeld tätig war. Wenn man also nicht die Mega-Ambitionen hatte, der Superfreelancer zu sein. Wenn man also nur einfach gute Qualität liefern wollte, um dafür fair bezahlt zu werden.
  • In den letzten Jahren scheint das nicht mehr so richtig zu funktionieren.
    • Die Freelancer, die sich also im Mittelfeld aufgehalten haben, haben gemerkt, dass es sehr viel schwerer geworden ist, den Kopf über Wasser zu halten. Egal, ob es sich um Illustratoren oder Berater oder Programmierer handelt. Selbst an Ärzten und Rechtsanwälten geht diese Entwicklung nicht spurlos vorrüber.
  • Eine Frage, die ich also in den letzten Wochen mehrfach bekommen habe, lautet irgendwie so:
    • Ich habe keine Lust auf Internet. Ich habe studiert. Ich bin verdammt nochmal qualifiziert. Ich möchte nur ganz normal meine Arbeit machen und fair dafür bezahlt werden.
    • Ok?
    • Ok.
  • Nun … Auf der letzten Buchmesse in Frankfurt habe ich einen Vortrag gehalten, über die Chancen, die man als Freelancer durch das Internet bekommen hat. Nämlich, dass wir über das Internet so viele potentielle Kunden erreichen können, dass es uns zum ersten Mal überhaupt ALLEN möglich ist, unseren ureigenen Markt zu definieren.
    • Die Frage ist also, was passiert, wenn man das alles nicht will?
    • Die Frage ist, was passiert, wenn ich einfach so arbeiten möchte, wie man früher gearbeitet hat? Oder wie ich früher gearbeitet habe?
    • Die Frage ist, was ich machen kann, damit alles wieder so wird, wie damals?
  • Nun, die Antwort auf diese Fragen berührt die Kehrseite der Internet-Medaille. Und darüber will ich mit Euch heute und in den nächsten Wochen reden.
  • Früher wie heute, gab es unendlich viele kleine und größere Märkte, die nebeneinander funktioniert haben. Nur eben anders.
    • Wenn Du in einer Kleinstadt gewohnt hast, in der es 3 Illustratoren gab, die die meisten Aufträge dieser Kleinstadt unter sich aufgeteilt haben, so war das eben der lokale Illustrations-Markt.
    • Wenn es in dieser Kleinstadt nur einen professionellen Fotografen gab, so konnte sich dieser relativ sicher sein, dass die meisten Aufträge, die professionelles Equipment benötigt haben, auf seinem Tisch gelandet sind. Und das selbst dann, wenn er kein überragend guter Fotograf war. Er war der einzige Anbieter im Prof-Equipment-Fotografenmarkt.
    • Je kleiner der Markt, je weniger Mitbewerber jemand hattet, desto sicherer konnte sich dieser Freelancer sein, genug Aufträge zu bekommen. Selbst, wenn er nicht besonders gut war. Selbst wenn er nur mittelmäßig war. Selbst, wenn er keine große Ambition hatte. In der Regel hat ein normaler Abschluss oder eine normale Ausbildung oder das notwendige Equipment oder einigermaßen Talent durchaus gereicht, um zu überleben. (und ich meinde damit natürlich frauen wie Männer)
    • Warum?
      • Weil es zu diesen Freelancern keine bessere Alternative gab.
      • Oder weil es zu umständlich war, eine Alternative zu suchen. Selbst wenn der Auftraggeber gerne eine Alternative gehabt hätte.
    • Angenommen, aus unserer Kleinstadt wird eine Großstadt. Plötzlich gibt es mehr Freelancer in jedem Bereich.
    • Es gibt also mehr Mitbewerber für den gleichen Job, die einfach und unproblematisch zu erreichen sind.
    • Ab genau diesem Punkt bekommen die Freelancer, die bessere Arbeit liefern, oder denen mehr vertraut wird, unverhältnismäßig mehr Anfragen, als die, die ein weniger gutes Ansehen genießen.
    • Auch ohne Internet wird es sich in Fachkreisen herumsprechen, wer die besten Jobs macht. Und diese Leute bekommen die exquisiten Aufträge.
    • Das ist der Grund dafür, warum ambitionierte Freelancer vor der Internetzeit in Großstädte gezogen sind.
      • Dort hatten sie einen größeren Wirkungskreis.
      • Im Verhältnis zu Kleinstädten gab es in Großstädten mehr Aufträge, auch mehr große Aufträge.
      • Da Freelancer, ob Designer oder Programmierer, letztendlich ihre Zeit investieren –– daher sie werden pro Auftrag bezahlt –– brauchen sie, wenn sie mehr Geld verdienen wollen, mehr Aufträge oder besser bezahlte Aufträge. Da sie allerdings nur begrenzt viele Aufträge annehmen können, weil der Tag nur 24h hat, läuft es am Ende darauf hinaus, besser bezahlte Auftrage zu bekommen.
      • Je größer also der Markt, in dem sie wirken und sich hervortun konnten, desto besser bezahlte Aufträge konnten sie ergatterm.
      • Und was passierte derweilen in der Kleinstadt? Dort blieben diejenien zurück, die (egal wie gut sie sind) nicht so ambitioniert waren und kümmerten sich weiterhin um die lokalen Jobs. Die waren vielleicht nicht so lukrativ, und weniger ruhmvoll, aber es hat idR für die meisten für ein bequemes Leben gereicht.
    • Dann kam das Internet. Und dann kamen Larry Page and Sergey Brin, die 1996 eine Firma namens Google gegründet haben. Aber selbst vor Google gab es schon Yahoo, das bereits 1994 gegründet wurde.
      • so oder so, mit dem globalen Markt – vor allem aber mit der globalen Kommunikation und Distribution hat sich ALLES geändert.
      • Manches hat sich sofort geändert, andere Entwicklungen dauern ein wenig länger.
      • Aber die Richtung ist klar, und man kann es auch nicht zurückdrehen.
    • Durch das Internet ist der Markt plötzlich RIESIG geworden. Zudem muss man nicht mehr in eine Großstadt ziehen, um diesen GLOBALEN Markt zu erreichen.
    • Egal ob als Anbieter oder Käufer, man kann bequem wohnen bleiben wo man ist, und doch den Markt mit dem riesigen Angebot anzapfen.
    • Die Frage ist, wem schadet das am Meisten?
      • den Käufern nicht, da sie von einem erhöhten Angebot nur profitieren.
      • Den ambitionierten Anbietern nicht, da sie vorher schon dazu bereit waren, mehr zu investieren und alles dafür zu tun, um mehr zu erreichen. Und nun können sie sogar wohnen bleiben, wo sie sind.
      • Schaden tut es den nicht-ambitionierten Anbietern. Den Freelancern also, die einfach in Ruhe hier und dort ein paar Jobs machen wollen, ohne die Ambitionen, sich groß hervortun zu müssen.
        • Denn ihre Kunden haben nun plötzlich auch eine schier unendlich große Auswahl an Freelancern, die ähnlich gut arbeiten aber vielleich billiger sind, aus denen sie wählen können. Will jemand einen Designer, müssen sie sich nicht mehr mit dem einzigen Designer aus ihrer Kleinstadt herumschlagen. Nicht, wenn sie nicht wollen.
    • Kann man diese Entwicklung umgehen?
      • Ohne das Internet auszuschalten? Wohl kaum.
      • Der eine oder andere wird es umgehen können, indem er sehr gute persönliche Beziehungen zu seinen Kunden hält, und ihnen damit etwas liefert, was ein Freelancer über das Internet wahrscheinlicih nur schwer leisten kann.
      • Aber im Großen und Ganzen kann man diese Entwicklung nicht umgehen, weil es nur ZWEI übergeordnete Spielvarianten gibt.
        • Entweder geht es um die Positionierung oder es geht ums Geld.
        • Also:
      • Entweder die Auftraggeber suchen sich den Besten aus, den sie für ihr Geld bekommen können
      • ODER sie suchen sich den Billigsten aus, der gerade noch etwas liefert, das gut genug ist.
      • Es ist ein entweder-oder Spiel – mit ein paar Varianten, ja, aber am Ende geht es um das eine oder um das andere. Und je transparenter das Internet den Markt macht
        • Also, je eindeutiger es entweder die jeweils “BESTEN” oder jeweils BILLIGSTEN Anbieter für die Auftraggeber herausfiltert.
        • desto weniger Grauzone bleibt für diejenigen übrig, die früher im neutralen, namenlosen Mittelfeld gespielt haben.
    • Die Welt hat sich durch das Internet so viel mehr verändert, als die meisten noch wahrhaben wollen. Und wir leben nun in dieser Welt. Wir können nicht einfach aussteigen, weil es uns nicht passt.
      • Es gibt auch nicht eine einzelne Person oder Personengruppe, die Schuld wäre.
      • Es gibt auch niemanden, der das “fixen” könnte.
        • auch populistische Politiker, die das Gegenteil behaupten, können es nicht.
        • So lange sie das Internet nicht ausschalten können, steht es nicht in ihrer Macht.
          • Zölle und Gesetze können nur bedingt viel erreichen, vor allem nicht, ohne enorm negative Nebenwirkungen, die eine Wirtschaft dann von hinten in den Rücken fällt.
      • Wir leben in einem neuen Zeitalter und das ist die neue Realität, die langsam aber sich einsetzt. Ob wir sie mögen oder nicht, macht keinen Unterschied.
    • Für die einen ist es besonders gut.
    • Für die anderen ist es jedoch besonders schlecht.
      • Es heißt aber nicht, dass es hoffnungslos ist.
      • Es heißt nur, dass man anders vorgehen muss, als früher.
      • Es ist ein anderes Spiel. Also gibt es neue Spielregeln.
      • Was kann man also tun? Was kann man vor allem dann tun, wenn man weder eine Koryphäe in seinem Handwerk oder in seiner Kunst ist, noch die Ambitionen hat, eine zu werden?
      • Was, wenn man nur einen Nebenjob machen will?
      • Was, wenn man nicht so viel Zeit und Energie investieren kann, wie andere?
      • Heißt das, dass nur die 3-5 besten Freelancer aus einem Bereich überleben werden können und die anderen müssen einpacken?
      • Nein, zum Glück heißt es das nicht.
        • Der BESTE zu sein ist nämlich gänzlich relativ.
    • In den nächsten Wochen will ich ein wenig mehr darauf eingehen.
    • Ich hoffe, diese kleine Serie kann einigen von Euch helfen, die eigenen Alternativen klarer zu erkennen. Es ist wichtig, dass Ihr Euch dessen bewusst werdet, denn wir leben noch in einer Übergangszeit – in vielen Bereichen gibt es noch eine Art Schonfrist.
    • Diese Übergangszeit wird dadurch definiert, dass viele Auftrageber noch die alten Methoden und die alten Kontakte bevorzugen – und zwar weil sie sie gewohnt sind. Und weil ihre alte Methode früher gut genug funktioniert hat.
      • Aber auch ihre Welt ändert sich, auch die Auftraggeber müssen sich nun mit den Folgen einer globalen Welt herumschlagen, die immer transparenter wird. Sie leiden also unter ganz ähnlichen Herausforderungen wie ihre Freelancer. Viele werden es nicht überleben. Und die, die überleben, werden ihre neuen Möglichkeiten ausloten müssen und viel effizienter arbeiten müssen.
      • Die Übergangszeit mag in der einen oder anderen Branche noch eine Weile dauern, aber es wird passieren.
    • Die Vogel-Strauß Methode zu spielen, und den Kopf in den Sand zu stecken, um abzuwarten, bis alles wieder so ist wie früher, ist leider leider nicht ratsam.
    • Wenn ihr mit Hochgeschwindigkeit auf eine Mauer zu fahrt, und ihr sitzt nicht in einem Panzer, der sich seinen Weg freischießen kann, solltet Ihr besser NICHT die Augen schließen sondern statt dessen nach einer Lücke in der Mauer suchen, durch die ihr hindurchfahren könnt.
    • Nächste Woche betrachten wir uns diese Mauer also genauer und schauen, wo die Lücken sind. Denn zum Glück gibt es einige. Das Ding ist ziemlich löchrig.
    • Ich bin neugierig, was Deine Gedanken zu diesem Thema sind, lass es mich wissen und hinterlasse einen Kommentar in der Business Lounge.
    • Bis nächste Woche!

#BusinessLoungeTraining   #TheWeeklyNapkin   #ServiettenErklärungen

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